Die Bankomatgebühr in Österreich

Seitdem im Februar 2016 die BAWAG/PSK in ihren AGB auf das bevorstehende Betreiberentgelt  hingewießen hat, und in der Folge auch aus den anderen Bankengruppen ähnliche Überlegungen bekannt wurden, bekommt das Thema immer mehr Präsenz. Auch in den sozialen Medien kocht das Thema hoch, aber worum geht es bei der Bankomatgebühr wirklich?

Eigentlich ist die sog. Bankomatgebühr in Österreich ein Geldautomaten-Entgelt. Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Arten dieses Entgelts:

  • das Betreiberentgelt,
  • das Herausgeberentgelt und
  • das Interbankentgelt.

Fangen wir die Sache von hinten an: Das Interbankenentgelt erhält die Bank die den Automaten betreibt, von der Bank dessen Kunde abhebt. Damit wird der Aufwand für die Bargeldbefüllung und das Betreiben des Automaten abgegolten. Also: Bank A stellt einen Automaten auf, Kunde von Bank B hebt dort ab. Die Bank B bezahlt an Bank A für diese Transaktion das Interbankentgelt an Bank B. Der Kunde bekommt davon in der Regel nichts mit, außer ...

was der Kunde eventuell sieht ist das Herausgeberentgelt. Einige Banken verrechnen Behebungen an bankfremden Automaten dem Kunden gesondert, andere Banken inkludieren das Herausgeberentgelt im Preis für Buchungszeile oder pauschalieren über die Kontoführungsprovision. Raiffeisen Tirol und Salzburg sind lt. Medien dafür bekannt, dass sie ihren Kunden ein direktes Herausgeberentgelt verrechnen ... übrigens je nach Kontopaket bereits seit 2011.

Und somit kommen wir zum Betreiberentgelt das seit etwa 2016 in den österreichischen Medien diskutiert wird.

Das Betreiberentgelt

Das Betreiberentgelt ist ein Kostenersatz, den der Automatenbetreiber direkt vom Abheber einbehält. Aber warum will das eine Bank machen, sie bekommt ja bereits das Interbankenentgelt? Dazu muss man wissen, dass das Interbankenentgelt fixiert ist und das Betreiberentgelt vom Betreiber frei gewählt werden kann. Die tatsächliche Höhe des Interbankentgelts ist nicht öffentlich bekannt. Nehmen wir einfach an, das Interbankentgelt ist so niedrig, dass sich eben der Betreiber dazu entschließt, das Betreiberentgelt dem Kunden zu verrechnen. Übrigens ist das Betreiberentgelt auch in anderen Ländern durchaus üblich. Nur in Österrich ist es neu und einige Banken sprechen darüber. Das Betreiberentgelt kann betragsabhängig (surcharge) oder ein Fixbetrag sein. Wichtig ist, dass nach der Betragseingabe der Kunde ausdrücklich auf das Betreiberentgelt hingewiesen werden muss und die Möglichkeit erhalten muss, die Transaktion abzubrechen. Zum weiteren Verständnis: Das Betreiberentgelt legt der Automatenbetreiber fest - die eigene Bank von der man die Bankomatkarte bekommt, kann dieses Entgelt nicht beeinflussen.

Praktisches Beispiel: Angenommen man will 100 EUR abheben, der Automatenbetreiber weist ein Betreiberentgelt von beispielsweise 1,50 aus. Der Automat kann nur die ganzen 100 EUR ausbezahlen, weswegen am Konto die Abhebung mit 101,50 EUR belastet wird. Die 1,50 verbleiben beim Automatenbetreiber (= Die Bank, bei der der Bankomat steht).

Was kann man gegen die Bankomatgebühr tun?

Eigentlich nur das, was die Konsumenten in den anderen Ländern auch machen: Automaten der eigenen Bank nutzen und fremde Automaten meiden wie die Pest. Da der Automatenbetreiber das Entgelt deutlich ausweisen muss, kann man die Transaktion in letzter Konsequenz abbrechen.

Was macht wenig Sinn?

Neben dem Jammern macht es auch wenig Sinn, seine Bank zu verlassen, wenn sie fremde Kunden zusätzlich zur Kasse bittet. Zur Erinnerung: Nicht die eigenen Hausbank hebt diese Gebühr ein, sondern die fremde Bank. Fatal wäre es wutentbrannt seine Kontoverbindung zu "irgendeiner" anderen Direktbank zu verlegen. Wenn man die "Bankomatgebühr" mittels Bankwechsel vermeiden will hilft nur eins: eine Bank suchen die eigene Automaten betreibt oder ein großes Automatennetz vorweisen kann. Direktbanken machen das in der Regel nicht.

Die Gewinner und die Verlierer

Zunächst verliert der österreichische Konsument den Komfort, kostenlos an jedem beliebigen Automaten Geld kostenlos beheben zu können. Umso mehr Automaten die eigenen Bank (oder Bankengruppe) betreibt desto leichter entkommt man dem Betreiberentgelt.

Die Gewinner in diesem Spiel sind also Banken, die Automaten aufstellen bei denen viele "Fremdkunden" abheben. Je frequentierter ein Standort ist und je mehr fremde Kunden Geld beheben, desto mehr Ertrag kann ein Automat erwirtschaften.

Zahlen (2010)

An konkrete Zahlen kommt man nur schwer, aber Google ist dein Freund. Zunächst eine Aufstellung welche Banken (Bankengruppe) wie viele Automaten in Österreich zur Verfügung hat:

Automatenbetreiber Automaten
Raiffeisen 3.100 (1)
Erste Bank und Sparkasse 2.050 (1)
First Data Austria 977 (2)
BAWAG/PSK 550 (1)
Volksbank 850 (1)
UniCredit 650 (1)

 

  • (1) Angabe von 2010
  • (2) Angabe von 2016, ohne Automaten der BAWAG/PSK

Wie im Artikel angeführt, je mehr Automaten seine Bank betreibt, umso näher der Weg zum "eigenen" Automaten ist - desto gelassener kann man zum Thema Bankomatgebühr sein.

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Protokoll

erstellt: 2016-04-30 | Stand: 2024-03-22